Auf der Suche nach dem Glück. Zu Karl August von Lichtensteins moralischer Dessauer Festoper Bathmendi (1798/99) und ihrer Neuperspektivierung in der Folgezeit

Das Libretto der allegorischen Festoper 'Bathmendi' (Die Glückseligkeit), mit der 1798 das neue Dessauer Hoftheater eröffnet wurde, stammte von dem Dessauer Hofmeister und Jugendfreund Goethes Ernst Wolfgang Behrisch, die Musik von dem neuen Intendanten Karl August Freiherr von Lichtenstein, die aufsehenerregenden Bühnenbilder von dem aus Mannheim engagierten Bühnenmaler Giulio Quaglio. Das Aufführungsdatum in der kältesten Jahreszeit war durch den Geburtstag des Erbprinzen am 27. Dezember 1798, an dessen Vorabend die Aufführung stattfinden sollte, vorgegeben. Nicht nur dieses Detail verweist auf die stark höfisch-repräsentative Ausrichtung der Opernaufführung. Auch das Sujet wird in dem Beitrag von Andreas Münzmay als ein ein typisch feudalistisches gedeutet, durch das dem Bürger klar gemacht werden sollte, "keine falschen Aufstiegsambitionen zu entwickeln", und das von einer "Verbürgerlichung höfischer Elementen", wie sie der Kulturförderung des Fürsten Franz allenthalben attestiert worden ist, weit entfernt gewesen sei. Mit Paul Beckus sieht Münzmay hier eher eine "Tendenz des anhalt-dessauischen Hofes zur Partizipation an der allgemeinen, auf die Vergrößerung des Hofstaates gerichteten Entwicklung im Alten Reich". Die genuin-höfische, staatstragende Funktion der Dessauer Festoper scheint Lichtenstein in späteren Neufassungen für Leipzig und Wien, wo er ab Ende 1800 als Kapellmeister und künstlerishcer Leiter der Hofoper wirkte, eher abgeschwächt zu haben. (Wolfgang Hirschmann und Adrian La Salvia im Vorwort zu dem Band.)