Justine Favarts Rox(el)ane: Eine Relektüre von Soliman second (1761) in Text, Bild, Musik jenseits des Orientalismusparadigmas
A. Münzmay, in: J. Iffland, J. Imm, N. Jaeschke, S. Schauberger (Eds.), Musikwissenschaft der Vielfalt. FS Rebecca Grotjahn zum 60. Geb., Allitera, München, 2021, pp. 267–287.
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| German
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Book Editor
Iffland, Joachim ;
Imm, Johanna;
Jaeschke, Nina;
Schauberger, Sarah
Abstract
The conventional wisdom is that Favart's 'Soliman second' is, as Larry Wolff puts it, about an "explicitly French triumph over Ottoman despotism". This may be true to a certain extent - but it misses the point. As impressive as the depiction of the 'Oriental' may have been, it is not itself the core message of this comédie, but rather only one of the means to an end, which consists of once again accompanying and authenticating Justine Favart's novel, very modern approach to realistic character representation in the best possible way. This study demonstrates this by means of a combined analysis of the theatrical levels of text, image and music. Instead of orientalism in the sense of constructing images of the exotic 'other', the textual, pictorial and musical strategies employed in this play specifically conceived for Justine Favart apply to the production of theatrical 'authenticity' and 'natural' character representation in general. The fact that the stage persona thus brought to bear, i.e. the main character Roxelane, who responds to many models from Racine to Montesquieu, is a militantly enlightened and feminist one whose 'natural' persuasiveness and force no one can ultimately resist, so that Justine Favart's Roxelane triumphantly asserts herself all along the line and establishes nothing less than a new social, gender and state order, makes the matter all the more interesting.
Nach gängiger Meinung handelt Favarts 'Soliman second', wie Larry Wolff es ausdrückt, von einem „explicitly French triumph over Ottoman despotism.“ Das mag in gewisser Weise zutreffen – am Kern geht es doch vorbei. So eindrucksvoll die Darstellung des ‚Orientalischen‘ auch gewesen sein mag, ist sie doch nicht selbst Kernaussage dieser comédie, sondern vielmehr nur eines der Mittel zum Zweck, der darin besteht, einmal mehr Justine Favarts neuartigen, sehr modernen Ansatz einer realistischen Charakterdarstellung bestmöglich zu begleiten und zu beglaubigen. Dies zeigt die vorliegende Studie anhand einer kombinierten Analyse der Theater-Ebenen Text, Bild und Musik. Statt einem Orientalismus im Sinne der Konstruktion von Bildern des exotischen ‚Anderen‘ gelten die in diesem spezifisch für Justine Favart konzipierten Stück angewendeten textlichen, bildlichen und musikalischen Strategien der Herstellung theatraler ‚Authentizität‘ und ‚natürlicher‘ Charakterdarstellung im Allgemeinen. Dass die so zur Geltung gebrachte Bühnenpersönlichkeit, d. h. die auf viele Vorbilder von Racine bis Montesquieu reagierende Hauptfigur Roxelane, eine kämpferisch aufklärerische und feministische ist, deren ‚natürlicher‘ Überzeugungskraft und Wucht sich letztlich niemand entziehen kann, so dass Justine Favarts Roxelane sich auf ganzer Linie triumphierend durchsetzt und nichts weniger als eine neue Sozial-, Geschlechter- und Staatsordnung etabliert, macht die Sache umso interessanter.
Nach gängiger Meinung handelt Favarts 'Soliman second', wie Larry Wolff es ausdrückt, von einem „explicitly French triumph over Ottoman despotism.“ Das mag in gewisser Weise zutreffen – am Kern geht es doch vorbei. So eindrucksvoll die Darstellung des ‚Orientalischen‘ auch gewesen sein mag, ist sie doch nicht selbst Kernaussage dieser comédie, sondern vielmehr nur eines der Mittel zum Zweck, der darin besteht, einmal mehr Justine Favarts neuartigen, sehr modernen Ansatz einer realistischen Charakterdarstellung bestmöglich zu begleiten und zu beglaubigen. Dies zeigt die vorliegende Studie anhand einer kombinierten Analyse der Theater-Ebenen Text, Bild und Musik. Statt einem Orientalismus im Sinne der Konstruktion von Bildern des exotischen ‚Anderen‘ gelten die in diesem spezifisch für Justine Favart konzipierten Stück angewendeten textlichen, bildlichen und musikalischen Strategien der Herstellung theatraler ‚Authentizität‘ und ‚natürlicher‘ Charakterdarstellung im Allgemeinen. Dass die so zur Geltung gebrachte Bühnenpersönlichkeit, d. h. die auf viele Vorbilder von Racine bis Montesquieu reagierende Hauptfigur Roxelane, eine kämpferisch aufklärerische und feministische ist, deren ‚natürlicher‘ Überzeugungskraft und Wucht sich letztlich niemand entziehen kann, so dass Justine Favarts Roxelane sich auf ganzer Linie triumphierend durchsetzt und nichts weniger als eine neue Sozial-, Geschlechter- und Staatsordnung etabliert, macht die Sache umso interessanter.
Publishing Year
Book Title
Musikwissenschaft der Vielfalt. FS Rebecca Grotjahn zum 60. Geb.
Page
267-287
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Münzmay A. Justine Favarts Rox(el)ane: Eine Relektüre von Soliman second (1761) in Text, Bild, Musik jenseits des Orientalismusparadigmas. In: Iffland J, Imm J, Jaeschke N, Schauberger S, eds. Musikwissenschaft der Vielfalt. FS Rebecca Grotjahn zum 60. Geb. Allitera; 2021:267-287.
Münzmay, A. (2021). Justine Favarts Rox(el)ane: Eine Relektüre von Soliman second (1761) in Text, Bild, Musik jenseits des Orientalismusparadigmas. In J. Iffland, J. Imm, N. Jaeschke, & S. Schauberger (Eds.), Musikwissenschaft der Vielfalt. FS Rebecca Grotjahn zum 60. Geb. (pp. 267–287). Allitera.
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Münzmay, Andreas. “Justine Favarts Rox(el)ane: Eine Relektüre von Soliman second (1761) in Text, Bild, Musik jenseits des Orientalismusparadigmas.” In Musikwissenschaft der Vielfalt. FS Rebecca Grotjahn zum 60. Geb., edited by Joachim Iffland, Johanna Imm, Nina Jaeschke, and Sarah Schauberger, 267–87. München: Allitera, 2021.
A. Münzmay, “Justine Favarts Rox(el)ane: Eine Relektüre von Soliman second (1761) in Text, Bild, Musik jenseits des Orientalismusparadigmas,” in Musikwissenschaft der Vielfalt. FS Rebecca Grotjahn zum 60. Geb., J. Iffland, J. Imm, N. Jaeschke, and S. Schauberger, Eds. München: Allitera, 2021, pp. 267–287.
Münzmay, Andreas. “Justine Favarts Rox(el)ane: Eine Relektüre von Soliman second (1761) in Text, Bild, Musik jenseits des Orientalismusparadigmas.” Musikwissenschaft der Vielfalt. FS Rebecca Grotjahn zum 60. Geb., edited by Joachim Iffland et al., Allitera, 2021, pp. 267–87.